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     Flieger Müller V - die Geschichte meines Großvaters Leo Müller

 
 
Start Vorgeschichte Butzweilerhof FFA 205 1920 - 70 Rückkehr
Frankreich Standort Kameraden Flugbetrieb Luftbilder Feldpost
Preussisches Flugbeobachterabzeichen

Vorgeschichte

Mein Großvater wurde am 20. November 1895 in Cöln als mittleres Kind der Eheleute Peter Müller (*17. März 1862) und Hubertine Gasten (*18. April 1865)  geboren. Seine ältere Schwester war Elisabeth Müller - geboren am 11. April 1893 -, seine jüngere Schwester Maria Müller - geboren am 27. April 1899. Sein Vater, der Malermeister Peter Müller, hatte bereits als Unteroffizier im 2. Rheinischen Infanterie Regiment Nr. 28 "Graf Gessler" auf Ehrenbreitstein in Koblenz von 1883 bis 1885 seinen Militärdienst abgeleistet.

Zum Geburtstag
Leider erkrankte meine Urgroßmutter Hubertine bereits mit 46 Jahren sehr schwer und verstarb am 4. Juli 1911.

Aber auch mein Urgroßvater erkrankte schwer durch den berufsbedingten Kontakt mit der damals handelsüblichen Bleifarben und verstarb am 21. Juli 1915 mit 53 Jahren auch schon sehr früh im Alexianer-Krankenhaus in Porz bei Köln.
Zurück blieben die drei Kinder im Alter von 16, 20 und 22. Der Onkel Heinrich Gasten nahm sich der Kinder an und wurde deren gesetzlich bestimmte Vormund. Um den Lebensunterhalt der Kinder zu bestreiten, mußte aber leider das Haus der Eltern, Kunibertskloster 16, um 1915 (?) verkauft werden. Das Haus wurde während der schweren Bombenangriffe auf Köln im 2. Weltkrieg zerstört. Heute steht an dieser Stelle ein Nachkriegsbau.

Um seinen Vater zu trösten, der sich große Sorgen um seine erkrankte Frau machte, malte Leo Müller ihm an seinem 10. Geburtstag dieses Bild seiner Mutter.
 
Der Text:
20.11.1905
An meinen lieben Papa
von deinem lieben Sohn Leo
Köln
Heute gemalt auf meinem Geburtstag.
Leo 10 Jahre
 
 
 
Die Geschwister Elisabeth, Leo und Maria um 1900
Die Geschwister Maria, Elisabeth
und Leonhard. 

ca. 1902


Kunibertskloster16
Kunibertskloster 16


Graf Zeppelin unkreist mit seinem Luftschiff am 5. August 1909 den Kölner Dom Leo Müller ca. 12 Jahre
Am 5. August 1909 traf Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff LZ V in Köln ein. Die Kölner bereiteten ihm einen triumphalen Empfang. Viele Kölner waren auf die Dächer Ihrer Häuser gestiegen um das Luftschiff mit der imposanten Länge von 136 m über Köln zu sehen. Nachdem der Graf im Luftschiffhafen Bickendorf gelandet war und dort sein Luftschiff dem Festungsgoverneur General von Sperling übergab, wurde er mit einem Autokorso über die Venloerstraße, die Ringe, am Bayenturm vorbei über den Heumarkt am Dom vorbei zur Herwarthstraße gebracht wo er sich kurz ausruhen konnte. Abends, während eines Festempfangs in der Neumarkt-Kaserne, wurde der Graf von den begeisterten Kölnern, die auf dem Neumarkt warteten, mit Hochrufen ans Fenster gerufen. Hier schüttelte er, als Dank für die Reichsluftfahrtspende, einem Kölner, stellvertretend für alle Spender, die Hand. Als Erinnerung an dieses Ereignis wurde diese Straße "Zeppelinstraße" benannt.
Da mein Großvater Leo Müller immer schon technikbegeistert war, vermute ich, dass er die Ankunft miterlebt hat. An diesem Tag war er vierzehn Jahre alt.
Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz
Zeugnis der Firma Van der Zypen & Charlier Köln Deutz
Bis zu seinem 15. Lebensjahr besuchte Leo Müller die Realschule. Auf Grund der jahrelangen Krankheit seines Vaters und des plötzlichen Tod der Mutter musste er die Realschule beenden. Da er im Maschinenbau tätig werden wollte, besuchte er die von Sommer 1911 bis Sommer 1913 die Fortbildungsschule Ferdinandstraße (Klasse 294) in Deutz. Um für die Einjährigen-Freiwilligen-Prüfung zu lernen, schrieb mein Großvater am 13. April 1913 an die Direktion der stattlichen Fortbildungsschule und bat um die Erlaubnis, die Schule abzubrechen, da ihm keine Zeit mehr für den Besuch der Fortbildungsschule sowie seine Ausbildung bei der Kölner Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz blieb. Dort hatte ihm sein Vormund Kaufmann Heinrich Gasten eine Lehrstelle vermittelt. Das Wissen, dass er benötigte um die Einjährigen-Prüfung abzulegen, wollte er durch Privat- und Selbstunterricht als Autodidakt selber nachholen.

ZEUGNIS
Wie bescheinigen hiermit, dass Müller Leo
vom 5. April 1911 bis heute als Zeichner
bei uns gearbeitet hat.
Er hat sich stets gut geführt, und wird entlassen
um seinen Militär
___________
Cöln-Deutz den 14. Mai 1915

Derselbe war Mitglied in unserer Krankenkasse.
 
Zeugnis für Leo Müller von van der Zypen & Charlier 1915


Zeugnis

Leo Müller, geboren a, 20 Nove,ber 1895 zu
Cöln, wurde vom 5. April 1911 bis 5. April 1914 in
usserer Eisenbahnwagen- u. Maschinenfabrik im
Schlosserhanwerk ausgebildet und war noch
bis 19. November 1914 als Schlosser bei uns tätig. XXXXXX
war während dieser Zeit der Fabikordnung unterworfen und erledigte mit größtem Fleiß und XXXXX die ihm übertragenen Arbeiten.
Vom 20. November 1914 bis 14. Mai 1915 war Herr Leo Müller auf unserem technischen XXXXX  als
Zeichner beschäftigt und hat die ihm übertragenen
Arbeiten zu unserer vollen Zufriedenheit ausgeführt.
Herr Müller hat sich XXXX sparsam, gewissenhaft
und zuverlässig XXXX und verließ seine Stellung
um seiner Militärpflicht zu genügen.

Cöln-Deutz, den 4. August 1916

XXXX                                       XXXX
Kgl. Regierungs-XXXXX       Oberingenieur

Stahlwerk van der Zypen & Charlier














Jahre später in den 1950er Jahren, bekamen meine Großeltern mit dieser Postkarte "Stahlwerk v. d. Zypen" mit einer Einladung zu "Bier und Würstchen". Interessant ist der handschridtliche Vermerk: "Schaut auf diese Gebäude".
Ist mit diesem Vermerk vielleicht das Gebäude in der Bildmitte gemeint?

Nachdem die Deutsche Armee Freiwillige suchte, bewarb sich mein Großvater beim Luftschifferbtl. 3 in Bickendorf. Diese Wahl passt zu ihm, da die Luftschiffe damals das technisch fortschrittlichste Waffensystem seiner Zeit war. Auch dürfte der majestätische Anblick der Luftschiffe, die seit 1909 immer mal weder über Köln kreisten, ihr übrigens getan haben. Zu dieser Zeit war er 20 Jahre alt. Da damals die Volljährigkeit erst mit 21 begann, mußte sein Vormund Heinrich Gasten (die Mutter war bereits verstorben und der Vater war auf Grund von Bleivergiftung nicht mehr zurechnungsfähig, er verstarb zwei Monate später) eine Einwilligungserklärung schreiben.

beglaubigte Einwilligungserklärung des Polizeipräsidenten Cöln









Einwilligungserklärung





Hierdurch gebe ich meine Einwilligung, daß mein Mündel Leonhard Müller, geboren am 20. November 1895 zu Cöln, sich als Freiwilliger in irgend einem Regiment oder Abteilung zur Ableistung seiner Militärpflicht meldet.



Cöln-Deutz, den 7. Mai 1915


Heinr. Gasten


gerichtlich bestellter Vormund
Mülheimerstraße No 140



Zur Beglaubigung der Unterschrift von Heinrich Gasten

Cöln, den 7. Mai 1905

Der Polizei-Commissar


(Leider habe ich Schwierigkeiten die Handschrift
zu entziffern.)






  Einwilligungserklärung Freiwillig Luftschifferbattalion Köln


_ L 95/549                            Cöln, Deutz 7. Mai 1915
XXXXX Leo Müller
-
Gesuch betr. Einwilligungserklärung
der freiwilligen Einstellung
der Luftschiffer Ersatz Abtl. No. 3
in Cöln Bickendorf,


Unser _ Leo Müller ist ein
Neffe von mir und bin ich der per
Notar ernannte Vormund über denselben.
Leo Müller ___ will der
__ und Gast zu __ __ 3 Jahre
geleistet bei der Maschinenfabrik van der
Zypen & Chalier als Schlosser gearbeitet.
__  ist augenblicklich auf dem preussischen (?)

Ich erlaube mir __ __ __
__, __ __ die Genehmigung
erteilen zu wollen sich als Freiwilliger bei
der Luftschiffer Ersatz Abteilung No 3. in
Cöln Bickendorf melden zu dürfen.
__ __ __ __ er __
__ __, __ __ __
__ __ __ __ __ __
bei der Maschinenfabrik van der Zypen & Chalier
__ gut, im Interesse der __ -
__ __ __ zu können
Zeugnis Anlage anbei.
Einen wohlwollenden Beschluß __
__ __
__ __
Gasten


An das königliche
Bezirkskommando II
Cöln


2 Anlagen








Nachdem der 1. Weltkrieg bereits neun Monate tobte und sich trotz der ganzen Hurra-Meldungen auch die ersten Opfer im Kölner Alltagsleben zeigten, beschloss er, sich freiwillig zu melden um so eine militärische Einheit frei wählen zu können. Ein Grund war natürlich auch, um der Einberufung zu einer Bodeneinheit und der damit verbundenen hohen Wahrscheinlichkeit einer Verwundung oder Tod zu entgehen. Wie wir heute wissen, war das ein vorrausschauender und weiser Entschluss.
Die Luftschiffe am Kölner Himmel haben damals die Kölner beeindruckt und so entschied er sich für eine Bewerbung beim Luftschifferbataillon Nr. 3 in Bickendorf. Wie mir mein Vater Hans-Günter Müller erzählte, erhielt er aber eine Absage mit der Begründung, dass das Luftschifferbtl. Nr. 3 bereits mehr als genug Freiwillige habe und er es doch bei den "schwerer als Luft"-Fahrzeugen in der Fliegerstation Butzweilerhof versuchen soll. Somit meldet sich mein Großvater also zu den Fliegern auf dem Butzweilerhof.






Interessant ist dieses Zeugnis meines Großvaters von seiner Firma Van der Zypen & Charlier, dass am 4. August 1916 ausgestellt wurde. Zu dieser Zeit war er seit über einem Jahr in der FFA 205, der Festungs Flieger Abteilung 205 in Frankreich stationiert.



Zeugnis

Leo Müller, geboren am 2. September 1895 zu
Cöln, wurde vom 5. August 1911 bis 5. April 1914 in
unserer Eisenbahnwagen- u. Maschinenfabrik im
Schlosserhandwerk ausgebildet und war dann noch
bis 19. November 1914 als Schlosser bei uns tätig. Ebenfalls
_ _ _ _ während dieser Zeit der Fabrikordnung unterworfen
und erledigte mit größtem Fleiß und Geschick die ihm
übertragenen Arbeiten.
    Vom 20. November 1914 bis 14. Mai 1915 war
Herr Leo Müller auf unserem technischen _ _ _ _ _ _ als
Zeichner beschäftigt und hat die ihm übertragenen
Arbeiten zu unserer vollen Zufriedenheit ausgeführt.
    Herr Müller hat sich stets als strebsam,  gewissenhaft
und zuverlässig erwiesen und verließ seine Stellung,
um seiner Militärpflicht zu genügen.

Cöln-Deutz, den 4. August 1916

van der Zypen & Charlier

 
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