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"Warum
mußten wir mit 16 Jahren Flakgeschütze bedienen?" Die Geschichte der Kölner Luftwaffenhelfer |
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von Hermann Josef Falkenstein |
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Mein
Kriegsende |
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Im Zuge der am 23. Februar 1945 unter
der Bezeichnung "Lumberjack" (Holzfäller) begonnenen Operation waren die 1.
und 9. US-Armee bis Düren und Jülich gegen starken Widerstand unserer
Truppen vorgedrungen, um dann auf Köln vorzurücken, das durch andauernde
Luftangriffe, insbesondere auf Güterbahnhofe, Brücken, Verkehrs- und
Kommunikationseinrichtungen auf die Einnahme vorbereitet wurde. Dies wurde
psychologisch durch den massenhaften Abwurf von Flugblättern noch
unterstützt. Wir selber waren in den letzten Februartagen nach Deutz verlegt
worden. Ob das nur unsere Batterie mitsamt den Geschützen oder nur uns
Luftwaffenhelfer betraf, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Erinnerlich ist
mir, dass unsere Unterkunftsbaracken in den Kolonnaden der rheinseitigen
Messegebäude standen. Direkt am Ufer waren hinter Sandsackwällen
Maschinengewehre und unsere 2 cm Flakgeschütze aufgebaut wurden, die wohl
aus den linksrheinischen Flakstellungen stammten. Wir waren nicht die
einzigen Einheiten, die in den letzten Februartagen über den Rhein verlegt
wurden. Um auf der linken Rheinseite das entstandene Kräftevakuum
auszugleichen, hatte der NS-Gauleiter Grohe die Mobilisierung des
Volkssturmes befohlen, der am inneren Ring das Eindringen der US-Truppen in
die Innenstadt verhindern sollte! Am Morgen des 26. Februar begannen die US-Truppen mit dem Beschuss der Hohenzollernbrücke durch schwere Artillerie, 21 cm Geschütze, in Serien von sechs Granaten. Dazu aus der Luft Jabos vom Typ Thunderbolt. Unsere Versuche, die Maschinen abzuschießen, scheiterten an deren Wendigkeit und Geschwindigkeit. Auf der anderen Seite hatten die Piloten die Aufgabe alle Flakstellungen am Rhein auszuschalten. So wurden wir auch Beschossen als wir uns vor dem Deutzer Bahnhof aufhielten. Wir schafften es gerade noch uns unter Stahlträgern in Sicherheit zu bringen die dort überall herum lagen. Aber zurück zur Hohenzollernbrücke. Die Brücke war der letzte verbliebene Rheinübergang, über den sich dicht gedrängt Militärkolonnen und flüchtende Zivilisten bewegten. Wir mussten, hinter unseren Geschützwallen kauernd, mit ansehen, wie nach den gut gezielten Granateinschlagen Menschen, Pferdewagen und Militärfahrzeuge in den Rhein geschleudert wurden und ertranken. Ein unbeschreibliches Inferno, das durch den letzten, schweren Luftangriff der RAF am 2. März 1945 noch überboten wurde. Köln war nach Aussagen eines beteiligten kanadischen Fliegeroffiziers nur noch „ein grauer Trümmerhaufen“ ohne nennenswerte Flugabwehr. Vom 5. - 7. März 1944 nahmen die US-Bodentruppen den linksrheinischen Teil der Stadt endgültig ein. Zwischenzeitig, am 1. März 1945, waren wir Flakhelfer aus der Luftwaffe entlassen worden. Um nicht zur Waffen-SS zu kommen oder in Gefangenschaft zu geraten, liefen wir zu viert ins Bergische Land, allerdings nur, um nicht erwischt zu werden. Tagsüber versteckten wir uns in Scheunen. Ich wollte nach Vilkerath in das großelterliche Haus, wohin meine Familie aus Köln geflüchtet war. Auf dem Weg dahin kam ich in ein Dorf im Bergischen. In der Mitte des Marktplatzes stand ein Flieger-MG auf einem Dreibein. In dem Moment kam ein amerikanische Thunderbolt über das Dorf geflogen. Ohne nachzudenken rannte ich zu dem MG, legte auf das Flugzeug an und drückte ab - so wie ich es gelernt hatte. Gott sei Dank war das MG leer geschossen und der Pilot hat mich nicht bemerkt. Andernfalls hätte die US-Airforce das Dorf dem Erdboden gleich gemacht......!!! Zwei Tage waren wir unterwegs für die 30 km. Meine Mutter heulte als ich wieder da war. Warum mußten wir mit 16 Jahren Flakgeschütze bedienen? |
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Wiedersehen nach Jahrzehnten |
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Montag
30.August 2021 Nachtrag: Durch Zufall erfuhr ich heute vom Tod Herrn Falkenstein, der am Mittwoch den 16. Dezember 2020 verstarb. Er hat sich durch die Schilderung seiner Erlebnisse als Luftwaffenhelfer, aber auch als Sponsor und Mitarbeiter für den Erhalt des Butzweilerhofs verdient gemacht. Dabei darf man auch seine Bereitschaft nicht vergessen, der Stadt Köln ein Luftfahrt- und Technikmuseum schenken zu wollen. Aber die Stadt hat es nicht eimal für nötig befunden auf sein großzügiges Angebot zu antworten. Einen Nachruf auf sein Leben finden Sie hier: "Zum Tod von Hermann-Josef Falkenstein" |
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Mahnmal
für die an dieser Stelle am 28. Januar 1945
umgekommenen 17 Luftwaffenhelfer
in Köln-Brück
Zur Erinnerung an die Flakhelfer Erwin Blase (16), Walter Breuer (16), Hans Brunöhler (16), Heinz von Coburg (16), Fritz Gill (16), Hans-Josef Iltgen (16), Theo Jäger (16), Hans Küppers (16), Peter Kuhl (16), Ernst Legiehn (16), Otto Näbig (16), Hans Nettesheim (16), Peter Schmitz (16), Werner Schmitz (16), Fitz Steven (17), Richard Tix (16), Heinz Westphal (16), und dem Soldaten Erich Scholz (37) Dieses Mahnmal ist eine Projektarbeit der Geschichtswerkstatt Brück e.V. www.gw-koeln-brueck.de/index.php/projekt2.html Lesen Sie dazu auch den Artikel des Express: "17 Jugendliche starben: Die vergessene Kriegs-Tragödie von Ostheim" Totenzettel für den Luftwaffenhelfer Norbert Hermann Thelen (16 Jahre) |
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In diese Verteidigungsmaßnahmen war natürlich auch die Kölner Luftabwehr integriert. Im Kölner Nord-Westen gab es nördlich des Butzweilerhofs und am Fröscherweg (Bilderstöckchen) zwei schwere Flugabwehrbatterien die mit der 8,8-Flak ausgerüstet waren. Die Batterie am Fröscherweg wurde am 2. März durch einen Luftangriff zerstört. Möglicherweise stammten die 8,8-Geschütze aus der Batterie nördlich am Butzweilerhof.
Am 5. und 6. März wurde Köln durch US-amerikanische Truppen von den Nazis befreit. Die US-Truppen fuhr über die Venloerstraße nach Köln ein. In Höhe des Butzweilerhofs, damals ein weites unbebautes großes Areal, wurden die Sherman-Panzer durch 8,8-Flak-Geschütze, von Osten aus, beschossen. Von welcher Einheit diese Geschütze stammen ist leider nicht bekannt. Dieses Flugabwehrgeschütze, eingesetzt als Panzerabwehrkanone (PAK) bewies sich bei einer Kampfentfernung von ca. 2 Kilometern durch hohe Treffergenauigkeit und Durchschlagswirkung im gesamten Krieg als tödlicher Gegner für Panzer. Ein Angriff auf die Stellung quer über das weite Feld hätte zu hohen Verlusten geführt. Aus diesem Grund entschied sich der Kommandant der Panzerabteilung die Flakstellung einzunebeln. Dadurch war es den Luftwaffenhelfern nicht mehr möglich zu zielen und die angreifenden Panzer abzuwehren. Nachdem eine breite Nebelwand gelegt wurde, fuhren die Panzer über die gesamte Strecke in die Stellung. Dort zermalmten sie alles was sich ihnen in den Weg stellte. Viele Luftwaffenhelfer wurden dabei getötet. Leider liegen keine genauen Berichte über diese letzte Kampfhandlung im linksrheinischen Köln vor. |
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Sehr geehrte Damen und Herren Zuerste möchte ich mich bei den Söhnen des Oberst Cohrs (Kommandeur Kölner Luftwabwehr 1942) bedanken die Herrn Werner Müller freundlicherweise die Bilder des Vaters zur Verfügung gestellt haben um die Geschichte der Kölner Luftabwehr einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Wenn Sie zu dieser Geschichte noch Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Natürlich bin ich sehr interessiert an Dokumenten, Erzählungen oder auch Zeitzeugen die auch als Luftwaffenhelfer oder Blitzmädel eingesetzt waren. Aus diesem Grund möchte ich Sie hiermit bitten, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Sie erreichen mich über die Emailadresse von Herrn Müller |
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Mit vielem Dank Ihr Hermann Josef Falkenstein |
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