Die wertvollen Hinterlassenschaften der
preussischen Flieger auf der Fliegerstation Butzweilerhof
Die Fliegerstation Butzweilerhof - ab
Dezember 1918 auch Aerodrome Bickendorf
Als
die 4th Squadron des Australien Flying Corps am 16. Dezember 1918 dem ihnen
zugewiesenen Aerodrome Bickendorf bzw. Flugplatz Butzweilerhof eintraf, lagen dort bereits die 43th und
die 48th Squadron der Britischen Royal Air Force. Wahrscheinlich waren alle
deutschen Hinweisschilder schon ergänzt bzw. geändert worden.
Köln
war von Anfang an ein Standort der Luftfahrtindustrie. Auch die
Fliegerstation Butzweilerhof hatte eine große Bedeutung in der
militärischen Luftfahrt des 1. Weltkrieg. Neben berühmten Flugschülern wie
Manfred von Richthofen, Werner Voss und Gerhard Fiesler wurde hier auch
bekannte Persönlichkeiten von Militär und Industrie begrüßt. Zum Ende des
Krieges waren hier auch Riesenflugzeuge stationiert, für die ab Juni 1916
sogar eine eigene Riesenflugzeughalle an der Nordseite des Platzes errichtet wurde. Im Rahmen des
üblichen Auflösungschaos wurden verschiedene moderne Flugzeugtypen auf dem
Butz stehen gelassen. Die Alliierten interessierten sich natürlich sehr
für diese neuen Konstruktionen.
Andere Flugzeuge mussten zur
Luftschiffhalle gebracht werden, wo die Flugzeuge nach und nach demontiert
wurden.
In diesem Video sehen Sie in einem
kurzen Ausschnitt die Luftschiffhalle in Bickendorf mit diversen
deutschen Flugzeugen. Die Halle wird bewacht. Dies dürfte die einzig existierene
Filmaufname der Luftschiffhalle Bickendorf sein.
Wie der Kölner Luftfahrthistoriker Bernhard Faßbender erzählte,
wurde den deutschen Piloten befohlen ihre modernen Flugzeuge zw.
Inspektion den Alliierten zu übergeben. Auf Grund des
Versailler Vertrags durfte Deutschland in Zukunft auch keine
Luftstreitkräfte mehr besitzen. Um die Analyse zu verhindern, gab es
"merkwürdigerweise" diverse "Probleme" bei der Landung der Flugzeuge, was
zum Totalverlust führte.
Mit der Invasion von Europa
im 2. Weltkrieg gehörte eine Gruppe von Ingenieuren und Technikern zu den
Speerspitzen der alliierten Armeen um die neusten Erfindungen der
deutschen Rüstungsindustrie für das eigene Land
requirieren zu können. Bitte vergleichen Sie dazu die Entwürfe der
verschiedenen deutschen Flugzeughersteller mit den Flugzeugtypen der
Nachkriegszeit. -> www.luft46.com
Deutsche Monteure in der Halle 1 oder 2
auf dem Butzweilerhof eine Gotha G VII zur Übergabe an die Alliierten
vor.
Die Bildunterschrift des hier rechts abgebildeten Fotos lautet:
"1918-12. German mechanics assembling a Gotha G VII aircraft for
handing over to the allies".
Den Deutschen war es nicht nur verboten Flugzeuge zu
besitzen oder zu fliegen, sondern es durften auch keine Flugzeuge oder
Teile von Flugzeugen konstruiert werden. Bestehendes Material musste
übergeben oder vernichtet werden. Im Rahmen der Übergaben wurden die
Maschinen durch deutsche Monteure noch einmal bearbeitet und von deutschen
Piloten geflogen. Damit wollten die Alliierten die deutschen Flugzeuge
kennen lernen um deutsche Erkentnisse für die eigene Luftfahrtindustrie zu
nutzen.
Drei deutsche Piloten (Namen leider
unbekannt) die im Januar
1919 auf dem Butzweilerhof die deutschen Flugzeuge für die Alliierten testeten.
"Leider" verunglückten die deutschen Maschinen sehr oft.....
Vorab möchte ich noch Folgendes erwähnen: Die Flugzeuge, die auf den hier
veröffentlichten Fotos zu sehen sind, hatten damals nur noch den
Schrottwert. Hätte man damals diese Schrottflugzeuge aufgehoben, die hier
auf dem Butzweilerhof zu sehen sind, hätte man heute einen Wert von mehr als
vier Millionen Euro zusammen. Es gibt nur noch eine Gotha IV, die im "Canada
Aviation and Space Museum" steht. Ansonsten gibt es von keinem dieser Flugzeuge noch ganze
Flugzeuge oder Teile.
Von insgesamt ca. 18 Fotos deutscher
Fugzeuge, die die Australier auf dem Butzweilerhof gemacht haben,
wurden alleine sechs Fotos vom neuen Erdkampfflugzeug
Junkers J.I
gemacht. Das zeigt das große Interesse an diesem neuen Flugzeugtyp.
Die J.I wurde speziell gebaut um aus geringer Höhe mit einem
Maschinengewehr auf Schützengräben zu schießen, dazu war es mit einer Panzerung ausgerüstet.
Somit war es das erste Flugzeug, das serienmäßig in Metall gebaut
wurde. Die
Luft-Boden-Unterstützung war eine komplett neue Flugzeugnutzung.
Spätere Flugzeuggenerationen waren z. B. die
Junkers Ju 87,
Messerschmitt Me 110 oder die
A 10 "Warhock".
Interessant ist das Loch in der Seite des Flugzeugs. Hier hat sich
ein Andenkenjäger das Eiserne Kreuz aus dem Flugzeug geschnitten.
Obwohl die
Junkers J.I. mit Duraluminium gepanzert war, hatte
es gute Flugeigenschaften. Problematisch war der schwache Motor, der
aber bei den Nachfolgemodellen stärker ausgelegt war. Das Gewicht
der Maschine lag zwischen 200 und 300 kg.
Die
Junkers J.I. - Truppenbezeichnung J4
- auf der Rückseite der
Riesenflugzeughalle. Die beiden hier gezeigten Fotos sind die
einzigen. die die Riesenflugzeughalle von hinten zeigen. Der
Kommandant
Major Alfred William Leslie ELLIS ganz rechts.
Die
Junkers J.I. auf der Rückseite der
Riesenflugzeughalle. An diesem Flugzeug wurde das Eiserne
Kreuz am Rumpf heraus geschnitten. Dahinter das seltene Foto der
Rückseite der Risenflugzeughalle.
Das Junkers-Museum in Dessau plant mit
Crowdfunding Gelder zusammen zu bekommen, um dieses erste
Ganzmetallflugzeug nachzubauen. Der Kölner Kofferfirma
Rimonwa
gelang dies schon mit der Junkers F 13.
Auch an dieser
Junkers J.I. ist das Eiserne
Kreuz aus der Seite heraus geschnitten worden. So etwas war auf
beiden Seiten eine gern "organisierte" Trophäe.
Die
Pfalz D XI-XV
wurde nach Analyse des französischen Jagdflugzeug
SPAD S.VII
(nach)gebaut. Es ist nicht verwunderlich, dass die australischen
Fachleute sich für diesen deutschen Flugzeugtypen interessierten.
Der Prototyp absolvierte im März 1918 seinen Erstflug,
allerdings kam es nie zu einer Serienfertigung. Daher dürfte es sich
um diese Maschinen auf dem Butzweilerhof um eine Besonderheit
handeln.
AEG G IV K 503 Die Australier fanden auf dem
Butzweilerhof einen von fünf Prototypen des neusten deutschen
Bombers G.IV K der Firma AEG. Diese Spezialversion (K = Kanone)
sollte mit zwei
20mm-Becker-Maschinenkanonen als Panzerabwehrflugzeug eingesetzt
werden. Dieser Typ kam aber nie zum Einsatz. Piloten: G II Manfred
von Richthofen / G IV Hermann Köhl.
Die
Fokker D VII
war das beste Jagdflugzeug des 1. Weltkrieges. Deshalb legten die
Alliierten im Waffenstillstandsvertrag unter Punkt 4 extra fest,
dass ihnen alle D VII übergeben wurden. Interessant ist die
britische Kokarde, die hier das Eiserne Kreuz ersetzt.
Die
Rumpler C VII
war ein Aufkläungsflugzeug mit Funkgerät. So konnten Sichtungen in
Echtzeit übermittelt werden und der Generalstab musste nicht warten
bis die Maschine gelandet war.
Dieses
deutsche Flugzeug trägt schon die britische oder französische
Kokarde.
Die
Gotha G VI
war das weltweit erste Flugzeug mit asymmetrischer Rumpfanordnung.
Gotha G VIII war zweimotoriges
Aufklärungsflugzeug mit 260 PS starken
Maybach-Motoren.
Zu Beginn des 1. Weltkrieg wurden Zeppeline zur Bombardierung
eingesetzt. Das lag vor allem an der großen Reichweite, aber auch
der Möglichkeite große Nutzlasten - also Bomben - zu transportieren.
Ein sehr großer Nachteil, der dann auch zum Tod der Zeppeline
führte, waren die Größe, der Kostenfaktor, ihre sehr geringe Geschwindigkeit auch in
Anbhängigeit vom Wetter, der große Materialverbrauch beim Bau sowie
die langen Bauzeiten. Im Lauf der nur vier Kriegsjahre machte
die Flugzeugentwicklung gewaltige Fortschritte. Sowohl die Nutzlast
als auch die Reichweite konnten enorm gesteigert werden. So wurde
der Typ "Riesenflugzeug" entwickelt, der zuerst einmal nichts
anderes war als eine Bezeichnung für Flugzeuge mit mehr als zwei
Motoren. Ab dem Juni 1916 wurde auf dem Butzweilerhof eine
Riesenflugzeughalle gebaut. Am 3. Oktober 1918 verlegt die
Riesenflugzeug-Ersatzabteilung (REA) 501 auf den Butzweilerhof. Ab
November 1918 verlegte die Abteilung nach Düsseldorf um nicht von
den Alliierten überrannt zu werden.. Daher ist es interessant,
wieviele verschiedene Riesenflugzeugtypen die Alliierten auf dem
Flugfeld der Fliegerstation fanden.
Neben diesen "zivilen" Freizeitgestaltungen hatten die Soldaten jetzt auch
die Möglichkeit die bisher geheimen militärischen Einrichtungen der Festung
Köln zu besichtigt und bestimmt auch zu analysiert und auszuwerten.
Natürlich kam dazu auch ein gewisses berufliches Interesse auf welchem
militärischen Niveau sich der ehemalige Gegner Deutschland damals befand.
Schon zu preussischen Zeiten war der
Standort der Luftschiffhalle Bickendorf geheim, obwohl die 31 Meter
hohe Halle auf weitem Flur stand und am Wochenende von Schaulustigen
umlagert war. Außerdem wurden Postkarten mit Fotografien der
Luftschiffhalle weltweit verschickt.
Alleine schon aus Sicherheitgründen war
das Innere der mächtigen Luftschiffhalle für Zivilisten gesperrt. Da
es in Köln seit ca. 1917 keine Luftschiffe mehr gab, war nun ein
freier Zugang - zumindest für Alliierte - möglich.
Wahrscheinlich handelt es sich hier um
die Zufahrt des rechtsrheinischen Fort XII in Stammheim. In der
Bildmitte kann man die typische Kaponiere (Grabenwehr) eines
rechtsrheinischen Forts sehen. Dieses Fort
wurde in den 1970er Jahren komplett übererdet. Nur bei den
beiden rechtsrheinischen Forts XI (Mülheim) und XII (Stammheim)
verläuft die Zufahrt so spitz auf den Kehlgraben wie hier.
Damals wie
heute erfreuten sich die Befestigungen des Äußeren Kölner
Festungsrings großer Beliebtheit. Was vorher Sperrgebiet war,
konnte jetzt besichtigt werden. Leider gibt es keine Fotos aus dem
Inneren der Forts.
Das Foto zeigt den Munitionsraum Pesch, der auf dem Gelände der Fliegerstation
Butzweilerhof immer noch vorhanden ist. Zum Erstaunen der
Australier hatte dieses Gebäude einen ausgebauten Ruheraum mit
Tischen und Stühlen. Bei den Kisten könnte es sich mit großer
Wahrscheinlichkeit um Munitionskisten handeln.