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Cläre Greven - Pionierin der Kölner Ballonfahrt
 
 
Zu Ehren von Frau Greven, die am 14. Januar 1884 in Koblenz geboren wurde, veröffentliche ich an Ihrem 140. Geburtstag dieses Kapitel.

Leider gibt es kaum Material zu Cläre Greven, obwohl sie eine Pionierin der Kölner Ballonfahrt ist. Dies liegt auch an den verheerenden Bränden, die im 2. Weltkrieg auch das Haus der Familie Greven trafen. Wie mir erzählt wurde, wurde die Familie Greven zwei Mal ausgebomt. Damit verbunden natürlich ein enormer Verlust von Fotos, Dokumenten usw. Die hier gezeigten Fotos stammten "über Umwege" aus dem Bestand des Luftfahrtmuseums Butzweilerhof (1986 - 1996). Ob es weitere Dokumente und Fotos gab ist nicht bekannt.

Logo des Kölner Klub für Luftfahrt
Cläre Greven
Am Revers das Abzeichen des Kölner Club für Luftfahrt
Cläre wurde am 14, Januar 1884 in Koblenz als Cläre Ledosquet geboren. Wie sie nach Köln kam und dort Wilhelm Greven (Greven-Verlag) kennen lernte bzw. wann die beiden heirateten ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass Wilhelm Greven im Vorstand des 1906 gegründeten Kölner Klub für Luftfahrt tätig war. Dort wird er, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch Ballon gefahren sein. 
Am Samstag den 3. Juni 1911 unternahm das Ehepaar Cläre und Wilhelm R. Greven eine wissenschaftliche Ballonfahrt, die sie auf 8 000 m Höhe (Mount Everest 8848 m) führte. Ab 6000 m Höhe war bereit Sauerstoffbeatmung notwendig. Beide wurden durch diese Höhenfahrt weltweit bekannt.

Cläre Greven rechts neben dem Ballonkorb. Wer die Ballonfahrer sind, konnte leider nicht mehr ermittelt werden.
Cläre Greven, eine der ersten Freiballon-Pilotinnen des KCfL, startet dann am Freitag den 23. Juni 1911 mit dem Ballon „Busley“ vom Startplatz am Lindentor - direkt südlich des Aachener Weihers - zu einer wissenschaftlichen Hochfahrt, die sie in fünf Stunden und 40 Minuten bis nach Leeste bei Bremen führt. Mit im Korb waren Prof. Dr. Bernbach und Privatdozent Dr. Selter sowie der Ehemann Wilhelm Greven. Die Fahrt sollte darüber Aufklärung geben, ob und inwieweit der menschliche Organismus in dünnsten Luftschichten noch einwandfrei funktioniert. Nach weniger als drei Stunden Fahrt erreichte der Ballon eine Höhe von 7600 m ). Da nur eine Sauerstoffmaske an Bord war, mußte diese in den größeren Höhen ständig herumgereicht werden. Körperliche Anstrengungen bereiteten keine Schwierigkeiten, aber das Ablesen von Instrumenten und das Umrechnen von Tabellen war schwierig. Die gemessene Temperatur betrug bis zu - 22 Grad Celsius. Es wurden auch Experimente über den Keimgehalt in verschiedenen Luftschichten durchgeführt. Bitte lesen Sie dazu auch den hier unten abgebildeten Zeitungsartikel.
Die Fahrt konnte aber leider nicht als Rekordfahrt angemeldet werden, da in den Statuten des Deutschen Luftschiffer-Verbandes (DLV) noch keine Höhenfahrten für Frauen vorgesehen waren.

Cläre Greven erwarb am 3. Dezember 1911 nach neun Fahrten den Ballonfahrerschein.

Am Sonntag den 14. April 1912 erregt sie allgemeines Aufsehen, als sie als erste Frau eine Ballon-Alleinfahrt wagt.
Zeitungsartikel zur Ballonfahrt von Cläre Greven
Hier ein Scan aus dem Bordbuch von Cläre Greven.
Auszug aus dem Bordbuch von Cläre Greven
 
Ihr Mann Wilhelm R. Greven fiel im 1. Weltkrieg am 3. Dezember 1917. Cläre Greven hat nie wieder geheiratet.
 
Totenzettel Wilhellm Greven
 
Totenzettel Wilhellm Greven
 
Das Grab von Cläre Greven (14.1.1884 - 5.8.1953) und ihrem Mann Wilhelm
Kölner Ballonfahrerin und Forscherin auf dem Kölner Friedhof Melaten.

 
Grab von Cläre Greven - Kölner Ballonfahrerin und Forscherin
 
Grab von Cläre Greven - Kölner Ballonfahrerin und Forscherin
 
 
Obwohl Cläre Greven, auf Grund Ihrer beachtlichen Leistungen, den Kölner Ballonsport international bekannt gemacht hat, wurde der Vorschlag, nach ihr eine der neuen Straßen am Butzweilerhof zu benennen, im Jahr 2008 von der Ehrenfelder Bezirksvertretung nicht beachtet. Statt dessen wurden Straßen nach Frauen benannt, die nichts mit der Kölner Luftfahrt zu tun haben wie z.B. Käthe Paulus oder Rita Maiburg. Auch wurden Straßen nach dem ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden und Stadtjugendführer Rudi Conin und der ermordeten schwedischen Politikerin Anna Lindh benannt. Auch diese beiden Personen haben nichts mit der Kölner Luftfahrt zu tun.
Der Butzweilerhof ist der Flughafen mit der reichsten Luftfahrtgeschichte aller deutschen Metropolen. Warum werden keine Persönlichkeiten. die die Kölner Luftfahrt an die Spitze gebracht haben und es somit verdient hätten, hier geehrt?

Am 7. August 2023 wurde der Vorschlag noch einmal an den Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld geschickt.

An die Bezirksvertretung Ehrenfeld
z. Hd. Herrn Bürgermeister Volker Spelthann
Bezirksrathaus Ehrenfeld
Venloerstraße 419 – 421
50825 Köln

„Bürgerantrag“, Anregungen und Beschwerden nach §14 Hauptsatzung (§24 GO)
Straßenumbenennung / Vorschlag der Neubenennung: Cläre-Greven-Straße

Sehr geehrter Herr Spelthann, Sehr geehrte Damen und Herren der BV Ehrenfeld

Hiermit schlagen wir zur Neubenennung der Wissmannstraße oder der Grafenreuther-Str. die Benennung Cläre-Greven-Straße vor.

Begründung:
Cläre Greven hat bereits 1911 durch erste wissenschaftliche Experimente im Ballon in extremer Höhe den Kölner Ballonsport und die damit erbrachten Leistungen weltweit bekannt gemacht. Trotzdem wurde ihr das Ballondiplom NICHT verliehen, weil dies damals für Frauen noch nicht vorgesehen war.

Ausführliche Begründung:
Köln hat weltweit die reichste Luftfahrtgeschichte. Ein Teil dieser Luftfahrtgeschichte ist der Luftsport mit der Kategorie „Ballonsport“. Der erste Ballonstart wurde 1784 in Deutz, damals noch  Nachbarstadt von Köln, ein Jahr nach den Gebrüdern Montgolfier, durchgeführt.
Bereits im Jahr 1906 wurde der „Kölner Club für Luftschifffahrt“ gegründet, der somit der älteste Luftsportverein der Welt sein dürfte. Mitbegründer war Wilhelm Greven der Ehemann von Cläre Greven. Mit ihm zusammen hat Cläre Greven beachtliche Leistungen im Ballonsport geleistet, die den Kölner Ballonsport weltweit bekannt machten.

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Auszug aus der Suntrop-Chronik (Chronik der Kölner Luftfahrt)

3.6.1911
Der Kölner Ballonfahrer Wilhelm R. Greven (Greven-Verlag) unternimmt mit seiner Frau eine wissenschaftliche Ballonfahrt, die sie auf 8000 m Höhe führt (ab 6000 m Höhe Sauerstoffbeatmung). Beide werden dadurch weltweit bekannt.

23.6.1011
Frau Claire Greven, eine der ersten Freiballon-Pilotinnen des KCfL, startet mit dem Ballon „Busley“ vom Startplatz am Lindentor zu einer wissenschaftlichen Hochfahrt, die sie in fünf Stunden und 40 Minuten bis nach Leeste bei Bremen führt. Mit im Korb sind Prof. Dr. Bernbach und Privatdozent Dr. Selter sowie der Ehemann von Frau Greven. Die Fahrt soll darüber Aufklärung geben, ob und inwieweit der menschliche Organismus in dünnsten Luftschichten noch einwandfrei funktioniert. Nach weniger als drei Stunden Fahrt erreicht der Ballon eine Höhe von 7600 m. Da nur eine Sauerstoffmaske an Bord ist, muß diese in den größeren Höhen ständig herumgereicht werden. Körperliche Anstrengungen bereiten keine Schwierigkeiten, wohl dagegen das Ablesen von Instrumenten und das Umrechnen von Tabellen. Die Temperatur beträgt bis zu -22 Grad Celsius. Es werden auch Experimente über den Keimgehalt in verschiedenen Luftschichten durchgeführt. Die Fahrt kann nicht als Rekordfahrt angemeldet werden, da in den Statuten des Deutschen Luftschiffer-Verbandes (DLV) noch keine Höhenfahrten für Frauen vorgesehen sind.
Im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Fahrten des KCfL zur Erforschung des Luftraumes werden in dieser Quelle noch die Namen Prof. Dr. Bernbach und Gustav Stollwerck sowie der Unterstützer Professoren Dr. Moldenhauer, Dr. Selter und dem Meteorologen Dr. Polis.

3.12.1911
Cläre Greven, die Gattin des Mitglieds des Kölner Clubs für Luftschifffahrt (KCfL), Wilhelm R. Greven (Greven-Verlag), erwirbt nach neun Fahrten ebenfalls den Ballonfahrerschein.

14.4.1912
Cläre Greven, die Frau des Kölner Ballonfahrers und Mitbegründers des KCfL, Wilhelm R. Greven, erregt allgemeines Aufsehen, als sie als erste Frau eine Ballon-Alleinfahrt wagt.

3.12.1917
Wilhelm Greven, Ehemann von Cläre Greven und Mitbegründer des KCfL, fällt am 3.12.1917 und wird auf dem Friedhof Melaten beigesetzt.

5.9.1953
Die Kölner Ballonfahrerin Cläre Greven verstirbt und wird auf dem Friedhof Melaten beigesetzt.
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Im Jahr 2008 wurde Cläre Greven zum ersten Mal für eine Straßenbennung am Butzweilerhof vorgeschlagen. Dieser Vorschlag des Historischen Luftfahrtarchiv Köln wurde auch unterstützt von:
- Bernhard Faßbender - Luftfahrtarchiv Aerocron, Ehrenvorsitzender ehem. Luftfahrtmuseum Butzweilerhof e. V. 
- Heribert Suntrop – Verfasser der Chronik der Kölner Luftfahrt
- Erich Schröder – 2. Vorsitzender Aerophilatelisten Verband, Eigentümer d. größten Gordon Bennett-Sammlung in Europa

Der aktuelle Vorschlag des Historischen Luftfahrtarchiv Köln vom 7.8.2023 wird unterstützt von:
- Kölner Club für Luftsport
- Industriedenkmal Clouth e.V.
- Poller Heimatmuseum


  
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