WALLPAPER
 
KONTAKT
 UPDATES
1900 > 1910 > 1920 > 1930 > 1940 > 1950 > 1960 >
1970 > 1980 > 1990 > 2000 > 2010 > 2020 > 2030 >
 
LINKS
 
     
 
     
1922 - der Beginn der kommerziellen Luftfahrt in Köln
 
 
Im römischen Köln galt der Götterbote Merkur mit seinen Flügelschuhen, Flügelhut und Flügelstab  als Schutzpatron der Reisenden und der Kaufleute. Nach einer Sage soll der Universalgelehrte Albertus Magnus (1200 - 1280) mit der Tochter des Königs von Frankreich von Paris nach Köln geflogen sein. Die Idee des Fliegens und die daraus resultierenden Vorteile für den Handel war also geboren, aber trotzdem dauerte es noch ca. 2000 Jahre bis die Idee Wirklichkeit wurde.

Streckenkarte für Fluggäste der Imperial Airways auf der Strecke London - Brüssel - Köln.
Mit dem Ende des 1-. Weltkriegs wurde das Rheinland von Commenwealth-Truppen besetzt. Für zwei Monate lag auch die 4. Squadron des Australien Flying Corps, zusammen mit Einheiten der britischen Royal Air Force, auf dem Butzweilerhof. Auf Grund des Versailler Vertrags durften Deutschland lange Zeit weder fliegen noch Flugzeuge konstruieren. Aber natürlich flogen die Alliierten.
In dieser Zeit wurde auch eine Luftpostlinie der 18. Squadron der Royal Air Force zur Versorgung der in Deutschland stehenden Rheinarmee eingerichtet. Die Luftpostlinie bestand zwischen Köln Butzweilerhof und Marquise in Frankreich und wurde am 1. März 1919 nach Hawkinge bei Folkstone in England weiter geführt. Den ersten Flug von Folkstone nach Köln macht Robbinson („Robby“) auf einer De Havilland DH.9. Ein Schild auf dem aerodrome Bickendorf  trug die Aufschrift: „Central Alarm Post-Aerodrom Defence“



 
Vckers 66 Vimy Commercial
Eine Vickers 66 Vimy Commercial auf dem Flughafen Butzweilerhof. Es handelt sich nicht um die "City of London", aber es ist ein baugleiches Flugzeug.
Der erste kommerzielle Liniendienst wurde dann vor einhundert Jahren, am Dienstag den 15. August 1922 eingerichtete. Die englische Luftverkehrs-gesellschaft „The Instone Air Line“ (später „Imperial Airways Ltd.“ ein Vorläufer der British Airways) landete im britisch besetzten Köln auf der “airstation Bickendorf“ (der Namen der Briten für den Butzweilerhof) und eröffnete somit den ersten kommerziellen, zivilen und regelmäßigen Liniendienst auf der Strecke London - Brüssel - Köln.
Das erste Flugzeug war die britische Vickers 66 Vimy Commercial „City of London“, Kz.G-EASI. Befördert wurden Personen und ab August 1923 auch Fracht. Ein Foto zeigt die "City of London" auf dem Butzweilerhof beim Einladen von Motorradteilen.

Der Flugpreis für Hin- und Rückflug betrug damals 10,- britische Pfund. Dies würde heute einem Preis von ca. 640,- Pfund = 755,- € entsprechen. Heute - im August 2022 - liegt der Flugpreis Köln - London bei 45,- €.

Die Instone-Air-Line mietete ab Jahr 1923 von der Stadt Köln auf dem Flughafen Butzweilerhof die Flugzeughalle 2 – später das Abfertigungsgebäude - an. An der Frontseite wurde der Schriftzug „IMPERIAL AIRWAYS“ aufgemalt. Obwohl der Flugplatz unter der Kontrolle des britischer Militärs stand, wurde die Halle von der Stadt Köln angemietet. Leider sind die genauen Umstände unklar.
 
Flughafen Köln Butzweilerhof 1923 Imperial Airways
1923 - Ein regulärer Flugdienst besteht erst dann, wenn feste Punkte regelmäßig angeflogen werden. In London gab es den Flugplatz Croydon. Hier sieht man das Gegenstück in Köln auf dem Butzweilerhof, die Halle der Inperial Airways. Vor der Halle steht ein britisches Passagierflugzeug vom Typ Handley Page W8 Kennzeichen: G-EBBI "Prince Henry", die ab 1924 genutzt wurde. zu dieser Zeit konnten bereits 12 Passagierw befördert werden. Außerdem war es das erste Flugzeug weltweit, dass eine Toilette an Bord hatte. Somit wurde das Foto zwischen 1924 und 1926 gemacht. .
Drei Jahre später wurde in dieser Halle der Abfertigungsbereich sowie das Restaurant des deutschen Flughafen Köln Butzweilerhof eingerichtet.
 
Flughafen Köln Butzweilerhof - Verladen von Luftpost in eine Dornier Merkur.
Für den von Köln ausgehenden Flugverkehr benötigte die Fluglinie, neben der Genehmigung der Hohen Rheinlandkommision, auch die Landeerlaubnis der deutschen Regierung. Diese Erlaubnis wurde seitens der Regierung in Berlin nur dieser einen Fluggesellschaft und auch nur jeweils für kurze Fristen gestattet. Diese Linie nach Brüssel und London wurde auch nach und nach von deutschen Passagieren benutzt. Bis zum Abzug der britischen Besatzung am 31.1.1926, wies sie einen langsamen, aber fortlaufend steigenden Passagierverkehr auf.
Mit Inbetriebnahme dieses Liniendienstes zwischen England, Belgien und Deutschland begann auch die Geschichte der Luftpost im Bezirk der Oberpostdirektion Köln. Aber dies ist ein eigenes großes Kapitel der Kölner Luftfahrt.
 
Der damalige Oberbürgermeister Dr. Konrad Adenauer erkannte das Potential eines Flughafens für Köln und erklärte: „Auch in Zeiten wirtschaftlichen Niederganges ist die Förderung der Luftfahrt und mit ihr des Luftverkehrs ein dringendes Gebot. Die für den Luftverkehr gebrachten Opfer werden später, wenn technische und organisatorische Fortschritte zur Wirtschaftlichkeit geführt haben, ihren Lohn finden."
 
Dabei war man sich nicht sicher, ob die Briten beim Abzug die Gebäude abreißen würde – schließlich handelte es sich ursprünglich um eine preußische Fliegerstation, die acht Jahre vorher noch zur ehem. Festung Köln gehörte. Dieser Festungsgürtel musste lt. Versailler Vertrag geschleift werden. Auch war die Luftfahrt lange Zeit für Deutschland verboten bzw. eingeschränkt. Aber auch die Briten sahen das Potential einer Fluglinie in eine der größten und damals noch schönsten Städte Deutschlands und ließen alle Gebäude unversehrt. Nach dem Abzug der Briten Ende Januar 1926 übernahm also die Stadt Köln das Flughafenareal, baute die vorhandenen Gebäude aus und ab 13. Mai 1926 nahm der nun deutsche Flughafen Köln Butzweilerhof offiziell den Flugbetrieb auf.

Luftboy Hans Kündgen Flughafen Köln Butzweilerhof
Luftboy Hans Kündgen
auf dem Vorläufer der heutigen Gangway.
Ein Jahr später, am 2. Mai 1927, begann auch der Kölner Hans Kündgen mit vierzehn Jahren seinen Dienst als Luftboy auf dem Flughafen Butzweilerhof. Die Luftboys waren damals sowohl für die Passagiere auf dem Vorfeld als auch für die Verladung der Luftfracht verantwortlich. Wobei es sich hier um sehr überschaubare Mengen an Luftfracht handelte. Auf alten Fotos umfasst das Volumen der Luftfracht nur ca. 1 m³. Aber das ändert sich im Lauf der Jahre. Das Streckennetz und damit die Handelswege wurde immer weiter ausgebaut.
 
Verladen von Luftfracht Flughafen Köln Butzweilerhof
Verladen von Luftfracht auf dem Flughafen Köln Butzweilerhof.
Sie sehen hier die beiden Frachtflugzeuge D-1695 als auch
die D 378 "Alster" sobald Sie den Curso über das Foto bewegen.


In einem Interview im Jahr 2002 konnte sich Herr Kündgen besonders daran erinnern, dass Ersatzteile für Citroen und Saxophone per Luftfracht von Frankreich nach Köln trans-portiert wurden. Die Autoersatz-teile wurde jede Woche aus Paris eingeflogen und vom Werkstattmeister der Firma Citroen mit Sitz in Köln-Poll abgeholt.
Hans Kündgen wunderte sich, dass damals nur Saxophone eingeführt wurden, aber keine anderen Instrumente.






Auf Grund der immens steigenden Passagier- und Frachtzahlen wurde 1936 ein neues Flughafenterminal im Süden des Flughafens eingeweiht. Dieses Flughafenensemble war von Anfang an als Flughafen geplant und löste das Provisorium einer umgebauten militärischen Fliegerstation ab. In diesem neuen Flughafenensemble gab es drei abgetrennte Bereiche für Passagiere, Fracht und Luftpost. Aus diesem Grund muss man heute von zwei Flughäfen Butzweilerhof sprechen: 1926 – 1936 und 1936 - 1945.

Bild unten:
Die einzelnen Bereiche im neuen Flughafenterminal Butzweilerhof.


Letztes Foto der Frachthalle Flughafen Köln Bonn am 20. September 2009.
Letztes Foto der ersten Frachthalle des Flughafen Köln-Wahn am 20. September 2009. Letzter Arbeitsplatz von Hans Kündgen.
Nach dem 2. Weltkrieg und den Beschränkungen der Nachkriegszeit wurde der Flugbetrieb ab 1956 in der Wahner Heide fortgesetzt. Der ehemalige Oberbürgermeister und nun Bundeskanzler Dr. Adenauer setzte sich dafür ein, dass Köln-Wahn zum Regierungsflughafen ausgebaut wurde.
Hans Kündgen – der Kölner Lufthanseat der ersten Stunde vom Butzweilerhof - arbeitet dort bis zu seiner Pensionierung am 31. Mai 1973 in der Frachtabteilung.
Nach den Einbrüchen in den Flugpassagierzahlen in den 1980er Jahren erfand sich der Flughafen Köln-Bonn neu und baute den Bereich „Fracht“ weiter aus. Heute haben die großen Frachtdienstunternehmen wie z. B. TNT, DHL, FedEx oder UPS dort große Frachtzentren, wodurch viele Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die schnelle Lieferung nach Köln ist aber auch ein wichtiger Pluspunkt für den Wirtschaftsstandort Köln.
Obwohl in diesem Gebiet seit dem 5. April 1913 Flugbetrieb statt findet, gibt es immer wieder Proteste der Anwohner wegen des Fluglärms. Die Nachtflugerlaubnis erlaubt den Flughafen aber im dicht besiedelten Umfeld konkurrenzfähig zu sein. So wurden, neben dem Passagierterminals, durch die Luftfracht für Köln viele Arbeitsplätze geschaffen. Dieses Erfolgsmodell begann am 15. August 1922, vor einhundert Jahren auf dem Butzweilerhof. Aber daran erinnert heute nichts mehr. Dieser für Köln so wichtige Ort ist heute ein Parkplatz. Das ist typisch für Köln und seine reiche Stadtgeschichte. Die Ursache liegt in der an Stadtgeschichte desinteressierten Politik und Verwaltung.
 
Bildunten:
Der Frachtbereich des Flughafen Köln/Bonn. Links im Hintergrund der Standort der Flugbereitschaft der Luftwaffe.
Frachtbereich des Flughafen Köln/Bonn CGN
 
NACH OBEN