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Die Alliierten haben den Kölner Dom bei der Bombardierung verschont? |
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Was Köln über zweitausend Jahre an Kultur und Geld reich gemacht hat, wurde der Stadt nun zum Verhängnis. Im Lauf des 2. Weltkrieg wurde Köln 262 mal bombardiert. Die Innenstadt wurde zu 90% zerstört. Am Ende des Krieges stand der weltbekannte Kölner Dom fast alleine in dieser Trümmerwüste. Viele sprachen in diesen hoffnungslosen Zeiten daher von einem Wunder und die ersten Legenden nahmen ihren Lauf. Die Feststellung, dass die Alliierten den Kölner Dom verschont haben, hört man immer wieder. Dafür wurden verschiedenen Gründe genannt wie z. B. dass der Dom als Orientierungs- und Navigationspunkt diente. Wieder andere Experten erklären, dass die Alliierten den kunsthistorischen Wert des Kölner Doms erkannten und deshalb den Dom vor der Zerstörung schützen wollten. Aber auch Nachkommen der damaligen Bomberbesatzungen, selber entsetzt über die ungeheure Zerstörung Kölns, versuchen eine Entschuldigung für die verheerende Zerstörung durch alliierte Bomberverbände zu finden. Aber stimmt das? |
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ORIENTIERUNGSPUNKT Einzelne hohe Gebäude in einem Häusermeer waren keine sicheren Orientierungspunkte. Aus großer Höhe sind zum Beispiel Flussläufe wie die Bögen des Rheins und die grauen Flächen der Städte ein besseres Orientierungsmerkmal. Auch wurde die Funknavigation immer mehr verbessert, weshalb optische Orientierung kaum noch angewandt wurde. |
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HISTORISCHES GEBÄUDE Neben dem Kölner Dom gab es viele einzigartigen Gebäude in Köln. Einem Kunsthistoriker, der durchgesetzt hätte, dass der Dom nicht zerstört wird, wären auch die romanischen Kirchen bekannt gewesen. Eine ähnliche Denkweise hätte es dann auch für andere deutsche Städte gegeben. Aber es ist kein Fall bekannt, indem solche historische Bauwerke "verschont" wurden. |
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Aber worin bestanden die wahren
Gründe, die den Dom gerettet haben? |
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ANGRIFFSHÖHE Die Angriffshöhe lag damals bei ca. 6 km. Hier unten ein Satellitenfoto von Google Earth aus einer Höhe von 6 km. Versuchen Sie innerhalb von ca. 30 Sekunden aus dieser Höhe von ca. 6 km den Dom zu finden und stellen sie sich vor, sie müssten einen Bombenteppich so genau um den Dom herum plazieren, dass der Dom NICHT getroffen wird. Erschwerend kommt dazu, dass Wolken und Rauch sowie der ungeheuren Stress bzw. Todesangst der Besatzung den Einsatz erschwerten. Nach und nach verschwanden auch die Straßenzüge unter Trümmern, was eine Orientierung aus der Luft bei sehr guten Verhältnissen schon schwierig macht. | |||||||||||||||||||||||
Die
Britische Royal Air Force flog ihre Angriffe bei Nacht. Um ein Areal zu
zerstören, wurden durch "Pathfinder"-Flugzeuge wie die DeHavilland
"Mosquito" (Foto links) Leuchtbomben am Fallschirm mit einer
Brenndauer von ca. 3 Minuten abgeworfen. Die nachfolgenden Bomber warfen
ihre Bombenteppiche dann in dieses Areal. Diese Leuchtbomben bekamen von den
Deutschen auf Grund der spitzen Form und des Leuchtens den Spitznamen
"Christbäume". Später wurde das H2S (Bodenradar) zur Navigation eingesetzt. Aber auch auf diesem Radarbild konnten keine Einzelgebäude erkannt werden. Bitte bewegen Sie den Cursor über das Foto auf der rechten Seite um den Rhein zu erkennen. Hier unten ein verdunkeltes Satellitenfoto von Köln bei Nacht. Bitte versuchen Sie auch hier den Dom zu finden. Ein Angriff mit gelenkten Gleitbomben auf das Umfeld des Doms, um den Dom selber zu verschonen, wäre nicht möglich gewesen, da der Dom nicht zu sehen wäre. Außerdem war die Stadt voll Rauch und Feuer, was eine weitere Sichtbehinderung bedeutet hätte. | |||||||||||||||||||||||
Direkt neben
dem Dom liegt der Hauptbahnhof und in der Verlängerung die
Hohenzollernbrücke. Dieser Bahnknotenpunkt trägt auch den bezeichnenden
Spitznamen "Drehkreuz des Westens". Die Hohenzollernbrücke war eine der
wichtigsten Brücken über den Rhein zur Versorgung der deutschen Truppen im
Westen. Oberste Priorität der Alliierten war also auch die Ausschaltung von
Transportknotenpunkten. Auch das könnte ein Grund für die fast vollständige
und sinnlose Zerstörung der Kölner Innenstadt sein, da es noch keine
gelenkten Bomben gab. Ironie der Geschichte: Was die Alliierten nicht geschafft haben, wurde durch die Wehrmacht erledigt. Die für die Logistik so wichtige Hohenzollernbrücke wurde von der Wehrmacht am 6. März 1944 zerstört als US-Truppen das linksrheinische Köln fast vollständig befreit hatten. | |||||||||||||||||||||||
GEZIELTE
BOMBARDIERUNG Nur Deutschland hatte mit der Gleitbombe Fritz X eine Lenkwaffe in Serienproduktion. Ein gezielter Abwurf war aber nur möglich, wenn direkte Sicht auf das Ziel vom Trägerflugzeug aus bestand. Die Alliierten besaßen solche Waffen nicht. Statt dessen wurden ganze Bombenteppiche in ein Zielgebiet abgeworfen, bei denen es unmöglich war einzelne Gebäude auszusparen. Im Umkehrschluss heißt dies, dass sehr viele Lenkbomben (die es nicht gab) auf die umliegende Bebauung gesteuert werden müssten um den Dom NICHT zu treffen. | |||||||||||||||||||||||
OFFENE
BAUWEISE Eine weiterer Grund, warum der Kölner Dom nicht zerstört wurde, ist seine filigrane offene gotische Bauweise, die den Druckwellen nur eine geringe Angriffsfläche bot. Die Druckwellen ging also praktisch durch den Dom hindurch. Im Gegensatz dazu wurden z.B. die Romanischen Kirchen auf Grund ihrer massiven Bauweise mit großen Mauerflächen und kleinen Fenstern fast zerstört, So trafen die Druckwellen fast ganz auf die Mauern. Hier die Gegenüberstellung einer romanischen und einer gotischen Kirche. Man sieht deutlich die wesentlich größere Fensterfläche der gotischen Bauweise bzw. die geringere Wandfläche. Wobei natürlich die wertvollen Kirchenfenster aller Kirchen mit Beginn des Krieges ausgebaut und eingelagert wurde. | |||||||||||||||||||||||
STREBEWERKE Aber auch die Strebewerke haben ihre Aufgabe mehr als erfüllt. Ein Großteil der Druckwelle ging durch die großen Fenster. Aber der Teil der Druckwellen, die auf die Wände trafen, wurden von den Strebewerken abgeleitet bzw. die Mauern wurden durch die Strebewerke gestützt. | |||||||||||||||||||||||
Das Volumen des
Doms ist so groß, dass die Wirkung kleinerer Bomben im Inneren fast verpufft
und auch durch die großen Fensteröffnungen keine große Sprengwirkung auf das
Gebäude ausüben konnten.
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BOMBENSCHÄDEN Wenn die Alliierten den Dom verschonen wollten, warum wurde er dann von ca. fünfzig leichten und mittleren Bomben sowie neunzehn schweren (!) Bomben getroffen? Dabei wurden von 22 Gewölben neun zerstört. Entsprechend verheerend sah der Innenraum aus. Der bekannteste Schaden wurde am Nordturm erzeugt. Dieser Bombentreffer wurde nach verschiedenen Erzählungen der Kölner durch KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, eine Pionierkompanie oder eine zufällig in Köln stationierte Einheit der Wehrmacht aufgemauert und so der gesamte Nordturm vor dem Einsturz bewahrt. Wie die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner in Interviews aber erklärte, wurde diese Wunde durch eine reguläre Baufirma geschlossen. Die entsprechende Rechnung befindet sich in Archiv der Dombauhütte. Möglicherweise beschäftigete diese Firma aber KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, wie es damals in Deutschland üblich war. Diese Plombe aus Ziegelsteinen wurde erst 2005 wieder mit gotischem Mauerwerk verkleidet.
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Eine besondere Anerkennung für Ihren Mut und ihre Weitsicht verdienen die Männer der Dombauhütte unter Dombaumeister Hans Güldenpfennig, die unter höchster Lebensgefahr wärend der Angriffe auf dem Dach des Doms Wache hielten, um Brandbomben sofort zu löschen. | |||||||||||||||||||||||
Bild unten: Das brennende Köln bei Nacht während eines Luftangriffs von den Poller Wiesen aus gesehen. | |||||||||||||||||||||||
Auch wenn der Kölner Dom nur auf Grund
seiner genialen Architekten und Handwerker überlebt hat, darf man nicht
vergessen, welche ungeheure Wirkung der Dom auf die Kölner machte, deren
Heimat zu 90% zerstört war, Viele Flüchtlinge und Soldaten kamen zurück in
ihre Heimatstadt in der kaum noch ein Stein auf dem anderen stand. Das ganze
System war zusammengebrochen. Familienmitglieder und Freunde verstorben oder
schwer verletzt. Keine Lebensmittelversorgung - keine Zukunft - keine
Wohnung. Die
Lebensumstände waren katastrophal - aber in der Mitte der Stadt stand das
Wahrzeichen von Köln: der Kölner Dom. Da sprachen viele gerne von einem
Wunder. |
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